Wenn wir etwas besonders gut können, dann ist es “Aufschieben”. Ganz ehrlich: Du hast dir sicher schon einmal etwas vorgenommen, es dann eine Zeit lang vor dir hergeschoben und es dann irgendwann im Sande verlaufen lassen. Oder nach einer elendslangen Aufschiebe-Orgie dann doch noch gemacht, aber mit tiefer Abneigung, mit halbem Herzen und halber Begeisterung. Das Ergebnis hat dich dann meistens nicht befriedigt. Weil du tief in dir selbst weißt, dass du es hättest besser machen können.
Das Dumme an der Aufschieberei sind zwei Faktoren: Schlechtes Gewissen und der Verlust an Selbstrespekt. Jede Minute, wo du aufschiebst, also etwas anderes tust als du “solltest” (ähnlich dummes Wort wie “müssen“) oder dir vorgenommen hast, wächst die innere Unruhe, wächst der Gedanke “Sollte ich nicht eigentlich …”. Und in diesem Augenblick ist es relativ egal, ob du dieses Projekt alleine vor dir herschiebst oder andere Menschen davon wissen. Dein Respekt gegenüber dir selbst nimmt Schaden. Und zwar in jedem Augenblick, wo dich irgendetwas zurückhält, das du tun willst oder dir vorgenommen hast. Die Gründe für die Aufschieberitis sind mannigfaltig, haben aber alle meistens mit Zweifeln und Angst zu tun.
Wenn es darum geht deine Leidenschaft zu finden, das Hamsterrad zu verlassen und Erfolg mit dem zu haben, was du liebst, ist Aufschieben ein großes Thema. Viele Mails erreichen mich, wo es darum geht, Motivation zu finden, ins Handeln zu kommen, die Leidenschaft Realität werden zu lassen, mit den Zweifeln umzugehen und insgesamt das Aufschieben zu meistern und den großen Traum endlich wahr werden zu lassen.

Ich habe für dich meine besten Strategien gegen das Aufschieben zusammengestellt. Die folgende Liste ist ganz flexibel. Manchmal wird dir eine Maßnahme schon reichen. Manchmal wirst du Tricks miteinander kombinieren und vielleicht einige ausprobieren, bis du etwas gefunden hast, was für dich funktioniert. Echt toll wäre es, wenn du deine eigenen Strategien gegen das Aufschieben uns allen mitteilst, das heißt: Kommentiere, was das Zeug hält! Es ist ja schließlich unsere gemeinsame Rebellion gegen das Hamsterrad!
Aber jetzt genug gefaselt, hier kommen die stärksten Waffen gegen das Aufschieben:
Visualisiere das Ergebnis
Nimm dir ein paar Augenblicke Zeit, schließe die Augen und stelle dir ganz detailliert das Ergebnis deines Plans vor. Lebe dich hinein. Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie mich das motiviert, ins Handeln zu kommen.
Gib deinem inneren Dialog einen Arschtritt
Beobachte deinen inneren Dialog, höre auf deine eigene, innere Stimme, die mit “Ich kann das nicht … Wie soll ich das tun? Das bekomme ich nicht hin … etc.” immer wieder in deinem Kopf herumspukt. Sag einfach im Kopf zu dir selbst “Stop! Schweig! Sei still!” Wenn du möchtest, kannst du dir auch vorstellen, deinem inneren Schweinehund einen kleinen Tritt zu verpassen. (Ich hoffe, ich habe damit keine militanten Tierschützer gegen mich aufgehetzt.)
Mach einen Vertrag mit dir selbst
Nimm dir ein Blatt Papier zur Hand, schreibe Ort und Datum und das Vorhaben darauf. Handle mit dir selbst die Vertragsbedingungen aus, schreibe diese nieder und unterschreibe das Dokument. Du hast nun eine schriftliche Vereinbarung mit dir selbst. Klingt komisch, hat aber unglaubliches Gewicht und wirkt stark motivierend. Probiere es aus!
Formuliere Ziele und Zwischenschritte
Oftmals ist das Vorhaben amöb, gestaltlos und zu unkonkret. Es aufzuschieben liegt nahe, weil du gar nicht weißt, was du genau tun willst und was das Ergebnis sein soll. Konkretisiere das Ziel, formuliere einen ganzen Satz und beschließe die fünf wichtigsten Schritte, die den Weg zu deinem Ziel ebnen.
Belohne dich
Bei Kindern funktioniert das perfekt, bei Erwachsenen auch. Beschließe, womit du dich nach dem Erledigen des “Aufschieb-Projekts” belohnst, was du dir gönnst. Das kann alles Mögliche sein. Wichtig ist, dass du es wirklich möchtest und du dich wirklich darauf freust. Sag zu dir selbst: “Sobald du das erledigt hast, bekommst du jenes.” Sei kreativ dabei, dich selbst zu belohnen!

Beginne einfach mit einem kleinen Schritt
Die Wirksamkeit des “Anfangens” haben ich schon im Artikel “Der erste Schritt” dargelegt. Hier noch einmal: Mach den ersten Schritt! Egal wie klein er ist, egal wie unerheblich er dir vorkommt. Schau dir an, was du JETZT, in diesem Augenblick tun kannst, um deinem Projekt, deinem Traum, deiner Leidenschaft ein Stück näher zu kommen und tu es sofort. Jetzt. Auf der Stelle.
Checkliste abhaken ist befriedigend
Mach dir eine Checkliste mit allen Mini-Maßnahmen, die notwendig sind, dein “Aufschiebe-Projekt” zu erledigen. Auch wenn die Schritte noch so klein sind, schreib sie auf die Checkliste. Und dann geht’s an Abhaken oder Durchstreichen. Ich liebe den Blick auf eine Liste, die quasi unter meiner Beobachtung schrumpft. Es gibt nichts Besseres als einen Schritt Richtung “Leidenschaft” durchzustreichen, weil er erledigt ist. Es kann losgehen!
Erstelle deine Top-Ten-Liste
Schreibe die zehn Dinge auf, die du schon lange vor dir herschiebst. Keine Angst, die Liste gehört dir, niemand muss sie sehen. Sei aber hier ganz ehrlich mit dir. Schreib alles auf, was du schon lange machen wolltest, solltest, müsstest. Überleg dir bei jedem einzelnen Punkt, was dich bis jetzt davon abgehalten hat und fasse es in drei Stichworten zusammen. Diese Liste hängst du dir neben deinen Badezimmerspiegel. Viel Spaß damit!
Erkenne deine Vermeidungsstrategie
Beobachte dich selbst, was du tust, wenn du aufschiebst. Lehne dich zurück und sage zu dir selbst: “Aha, das ist jetzt gerade eine Vermeidungsstrategie. Das tue ich jetzt nur, damit ich nicht das eigentlich Wichtige angehe.” Du musst nicht mal aktiv etwas dagegen unternehmen. Wenn du dir bewusst machst, wie du vermeidest, wie du vor die herschiebst und was du alles stattdessen machst, hat das zwei Vorteile: Erstens wird es dir in Zukunft immer auffallen, was bedeutet, dass du gegensteuern kannst. Und du kannst deine Vermeidungsstrategie nutzen, um andere unliebsame Dinge zu erledigen. Heißt: Wenn du statt deine Buchhaltung zu machen lieber die Wohnung putzt, hat das auch seinen Sinn.
Plane und zelebriere das Aufschieben
Mache dir einen genauen Zeitplan, wie lange du zwischen deinen Aufgaben deinen “Aufschiebekünsten” fröhnst. Mache es dir bewusst und sage “So, jetzt habe einen Teil erledigt, jetzt darf ich wieder so richtig ordentlich die Zeit mit etwas Sinnlosem vergeuden”. Mach dir einen Zeitplan, wo der Punkt “Aufschieben” vorkommt und wechsle bewusst zwischen deinem “Erledigungsmodus” und “Aufschiebemodus” hin und her.
Stell dir die Frage “Wovor habe ich Angst?”
Manchmal schieben wir etwas vor uns her, weil wir Angst haben zu scheitern, uns zu blamieren, nicht weiterzuwissen, das Risiko nicht kennen oder gar das Ergebnis fürchten. Mache dir klar, welche Angst und welche Zweifel dich bremsen.

Mach ein kreatives Brainstorming
Schreibe dir alle Maßnahmen zusammen, die notwendig sind, um dein Ziel oder Zwischenziel zu erreichen und überlege dir kreative Lösungen oder unterhaltsame Wege dorthin. Vielleicht sind die Ideen nicht immer schnell, effektiv und effizient, aber das ist egal. Wenn du einen lustigen und amüsanten Weg gefunden hast, um ans Ziel zu kommen, dann darf’s ruhig mal länger dauern. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel.
Erledige die mühsamste Aufgabe zuerst
Überlege dir, was das Wichtigste, aber auch Anstrengendste, Mühsamste und Unangenehmste an der Sache ist und erledige das sofort. Zu wissen, die große Hürde bereits genommen zu haben, lässt dich lächeln und die anderen Dinge doppelt so leicht erledigen.
Erledige die angenehmste Aufgabe zuerst
“Hä? Hat er nicht gerade genau das Gegenteil empfohlen?”, denkst du dir jetzt vielleicht. Ja, hat er. Das ist ein gutes Beispiel, dass es kein “richtig” oder “falsch” gibt, sondern dass wir alle verschieden sind und du dahinter kommen darfst, welche Strategie bei dir funktioniert. Also kann es auch sinnvoll sein, mit der angenehmsten Aufgabe zu beginnen um Energie für das Mühsame zu bekommen. Schau einfach, was für dich passt.
Benutze einen Freund
Hie und da müssen unsere Freunde herhalten. Das “Aufschiebe-Projekt” mit guten Freunden zu teilen, es mit ihnen zu besprechen und sich eine externe Motivation oder auch Erinnerungsfunktion dadurch zu holen ist ein guter Weg. Echte Freunde bleiben mit dir dran, werden sich erkundigen, dir Rat geben, dich unterstützen und dir mitunter auch damit auf die Nerven gehen. Und das ist gut so!
Nur 15 Minuten
Widme dich deinem Aufschiebeprojekt zum Beginn nur 15 Minuten und unternimm einfach “irgendetwas” in diese Richtung. Egal ob du 15 Minuten Aufgaben strukturierst, einen Zeitplan machst, dir das Ergebnis vorstellst, die ersten konkreten Maßnahmen erledigst oder ähnliches. Du weißt, dass es nur 15 Minuten sind. Und das machst du für einige Zeit täglich. Lediglich 15 Minuten widmest du dich deiner Leidenschaft und der “Unmöglichkeit” deines Projekts.
Wasche dein Gehirn mit Positivem
Sage dir stets: “Ich kann das. Ich schaff das. Ich will das.” Vielleicht kommt es dir anfangs komisch vor, wenn du dir selbst positive Glaubenssätzen in die Birne hämmerst, aber eines ist klar: Jeder Spitzensportler, der es wirklich zu etwas gebracht hat, benutzt diese autosuggestive Technik. Wenn wir unserem Unbewussten nur lange genug mitteilen, dass es etwas kann, dann beginnt es uns zu glauben und danach zu handeln. Mag nach Selbstbeschiss klingen. Ist mir aber egal, wenn es funktioniert.
Teile dein Aufschiebeprojekt mit uns
Mein Blogprojekt hat die gemeinsame kleine Rebellion gegen das Hamsterrad zum Ziel. Wenn wir so viel wie möglich voneinander lernen und profitieren, wird es in Zukunft mehr Menschen geben, die ihrer Leidenschaft folgen, Erfolg haben mit dem, was sie lieben, und Arbeit nicht als Arbeit empfinden. Du kannst die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag nutzen, um dein “Aufschiebeprojekt” vorzustellen, aber auch, um eigene Strategien mit deinen Mit-Rebellen zu teilen.