Heute fasse ich mich kurz, weil ich weiß, du hast Anderes zu tun. Momentan gibt es wichtigere Dinge, als Blog-Artikel lesen. Der Dezember ist die Zeit, wo uns das Hamsterrad am meisten in seinen Klauen gefangen hält. Das Hamsterrad lebt von Konvention, von folgenden Einstellungen:
Das haben wir immer schon so gemacht.
Das macht jeder so.
Das gehört sich so.
Das macht man so.
Das war schon immer so.
Wenn diese Aussagen auf eine bestimmte Zeit zutreffen, dann die Weihnachtszeit. Wenn es eine Zeit gibt, in der wir fremdbestimmt sind, dann im Monat Dezember. Keine Zeit des Jahres ist so vollgestopft mit Erwartungshaltungen, mit Traditionen, mit Dingen, die man eben so tut.
Das X-Mas Hamsterrad und seine perfiden Werkzeuge
Das Gehirn wird abgeschaltet. Du funktionierst. Du trägst die typischen Weihnachtstermine in deinen Kalender ein. Du gehts einkaufen, obwohl es dich nervt und du es besser weißt. Du hörst überall von Besinnung und Ruhe und hast keine Ahnung, was damit wohl gemeint sein soll. Viele jammern. Und trotzdem ist der Handel Jahr für Jahr stolz auf die Umsätze.
Einkaufen
Ich beginne mit einem großen Brocken: Die Schlacht in den Einkaufszentren.
Vor kurzem bin ich über ein Video gestolpert, dass sich damit beschäftigt, wie wir Menschen uns “Glücksgefühle” machen. Gerald Hüther, Neurobiologe fasst es so zusammen:
“Wenn man das, was man braucht nicht kriegen kann, nimmt man sich das, was man haben kann. Und dann ist man ein kleinwenig froh.”
(Solltest du dir überraschenderweise 20 Minuten Zeit nehmen wollen, um etwas darüber zu erfahren, wie wir uns selbst unglücklich aber auch glücklich machen, dann schau dir das Video an. Muss aber auch nicht sein. Besser wäre du überspringst das Video, weil es ja ohnehin nichts bringt, sich über so etwas allzu viel den Kopf zu zerbrechen.)
Einkaufen – also mehr haben wollen – ist ein Weg, der uns kurzfristiges Glück suggeriert.
Wir wissen mittlerweile sehr gut, dass kaufen nicht glücklich macht. Ich bin auch davon überzeugt, dass sogar schenken in den seltensten Fällen glücklich macht. Aber wir tun es trotzdem. Nichts schenken gehört sich nicht. Nichts geschenkt bekommen heißt “Du hast an mich nicht gedacht”
Ich schenke nicht mehr. Zumindest keine Güter. Das wichtigste Gut ist Zeit. Ich schenke gemeinsame Erlebnisse und Zeit mit den Menschen, die mir wichtig sind. Spart Zeit und bringt Zeit. Probiere es doch einmal aus.
Weihnachtsfeiern
Reden anhören, Buffet-Essen, tanzen, betrunken sein und am nächsten Tag im Büro ein wenig peinlich berührt, was gestern so alles passiert ist. Oder aus Überzeugung der Weihnachtsfeier fern bleiben. Wenn es einen “und jährlich grüßt das Murmeltier”-Event gibt, dann ist es die Weihnachtsfeier. Und wenn es etwas gibt, dass wirklich kaum jemanden etwas bedeutet, dann ist das auch die Weihnachtsfeier. Man geht eben hin. Und tut das, was man tun muss oder was man die letzten Jahre getan hat. Ohne Denken. Einfach nur funktionieren.
Spannend ist es zuzuhören, wenn der überzeugte Hamsterradler sich auch noch beschwert, wie voll der Terminkalender im Dezember mit den verschiedensten Weihnachtsfeiern ist, wie anstrengend es sei und welche eine Herausforderung der ganze Alkoholkonsum in der Weihnachtszeit darstelle.
Ich habe mir seit einigen Jahren eine Weihnachtsfeier-Diät verordnet. Es ist spannend, dass mir nichts fehlt.
Punsch trinken
Wenn wir schon beim Alkohol sind. In der Adventszeit muss man natürlich Punsch trinken gehen. Weil das so schön wärmt. Ich verstehe ja nicht, dass man sich in die Kälte stellt, um sich dort mit Punsch zu wärmen. Einfacher wäre, sich schlicht und ergreifend nicht in die Kälte zu stellen, aber das würde jetzt zu weit führen.
Auch beim Punschen hat das Hamsterrad die Hand drauf, wenn es um “mehr” geht, wenn es darum geht echte “Abwechslung” zu suggerieren. Brauchen wir wirklich 16 verschiedene Punschsorten? Brauchen wir wirklich unzählig verschiedene Adventmärkte? Und warum wird man so komisch angesehen, wenn man sagt:
“Ich will nicht Punsch trinken gehen.” um sich immer anhören zu müssen: “Aber das gehört doch dazu.”
Der Weihnachtsabend
Ich weiß schon was jetzt kommt. Viele sagen:
Ich liebe Weihnachten. Die paar Stunden, die wir uns Zeit füreinander nehmen und die ganzen Familie versammelt ist. Das ganze Rundherum, die Stimmung, die Atmosphäre ist einmalig.
Das stimmt. Bei vielen Menschen stimmt das. Bei vielen aber auch nicht. Aber egal ob es stimmt oder nicht macht es mich betroffen.
Genauso wie ich den Muttertag und den Vatertag doof finde
und ich es nicht verstehe, dass ich am 31. Dezember plötzlich in
Vollgas-Halli-Galli-Drecksau-Party Stimmung sein soll.
Was hat es auf sich, dass wir uns von außen, also vom Kalender, von Traditionen, von Religionen oder von den Jahreszeiten sagen lassen müssen, wann wir uns auf Knopfdruck gut fühlen sollen. Oder wann wir besinnlich sein sollen.
Hier schlägt das Hamsterrad noch stärker zu, als im ungeliebtesten 9-to-5 Job. Und noch weniger Menschen merken dies.
Wenn du ein Adventzeit- und Weihnachtsfan bist, dann hast du momentan ohne viel Spaß. Wenn du aber hie und da denkst, dass dich etwas davon nervt, dann lass es einfach in Zukunft.
Weglassen ist das neue “Mehr haben wollen”
Es klingt so einfach und ist es auch.