Es ist Abend, vermutlich Freitag oder Samstag. In einem Lokal, das vor Kurzem in einer coolen Lifestyle-Zeitschrift gelobt wurde, gerade sehr hip zu sein. Das Essen ist gut, ein wenig überteuert, aber das macht nichts.
Eine Runde Freunde sitzt zusammen. Singles, Paare, Verheiratete, mit und ohne Kinder. Man kennt sich schon längere Zeit. Hat sich vielleicht beim Studium kennengelernt, beim Sport oder in einem früheren Job. Ein guter Freundeskreis. Der Großteil hat einen guten Job im mittleren Management. Manche sind weiter „oben“, manche haben es nicht so gut erwischt und sind merklich „hinten“.
Alle aus dieser Runde haben einen relativ guten Lebensstandard. Man wohnt gut, vielleicht ein Haus oder eine schöne Wohnung, kann sich Urlaube leisten und hat das eine oder andere vielleicht sogar ein wenig kostspielige Hobby. Es geht allen gut, sie werfen nicht mit Millionen um sich, aber arm sind sie auch nicht.
Wie immer sind die Gespräche gut und unterhaltsam. Man kennt sich ja auch schon lange. Und nachdem die zweite Flasche Wein bestellt wurde (das gehört sich so) kommen dann mehr und mehr berufliche Themen auf.
Klar ist, dass alle gute Jobs haben, die Herausforderungen mögen, alle sind in coolen Branchen untergekommen und machen spannende Dinge. Wie gesagt, die eine weiter oben, der andere weniger erfolgreich.
Und natürlich, wenn das Loblied auf die coolen Projekte, die man so gut im Griff hat, verhallt ist, kommen die Schattenseiten, die es naturgemäß gibt, auf. Aber so richtig den Frust rauslassen tut man nur selten. Man mag sich zwar, vertraut sich, aber so ganz die Hosen runterlassen kann man in dieser Runde nicht. Denn das könnten die anderen als Schwäche sehen und das muss ja nicht sein. Es sind zwar Freunde, aber auch ein Stück weit Konkurrenten.
Aber irgendwann kommt er, der Satz. Irgendwann ist er unvermeidlich, weil er einfach raus muss:
Ich kann mir aber auch vorstellen, mal etwas ganz anderes zu tun.
Meistens wird der Satz im Scherz gesagt, mit einem absurden Beispiel hintendran, wie Segellehrer auf den Fidji-Inseln oder Rafting-Guide in den Rocky Mountains. Aber alle wissen eines:
Dieser Satz „Ich kann mir aber auch vorstellen, mal etwas ganz anderes zu machen“ ist sehr ehrlich gemeint.
Und gleichzeitig wissen alle:
Der Satz ist nicht ernst gemeint.
Der Satz beinhaltet zwar einen starken Wunsch, aber null Motivation, den Wunsch in die Realität umzusetzen.
Denn es ist ein Traum. Und Träume müssen Träume bleiben, sonst verlieren sie ihren Zauber. (Vorsicht Bullshit-Alarm)
Was dann kommt, ist auch klar, es wird in den Träumen ein wenig geschwelgt, miteinander philosophiert (immer mit einem Hauch Ironie), was alles passieren würde, WENN man etwas ganz anderes tun würde.
Und mit jeder Minute des Philosophierens rückt die Möglichkeit, das Gewünschte jemals zu leben, ein Stück weiter weg.
Ich habe viele Jahre in solchen Situationen verbracht. Und hie und da darf ich auch heute noch Zeuge werden, wenn diese ultimative Selbstlüge nach ein, zwei Gläsern Wein aufgetischt wird.
Ganz ehrlich – eine Reihe von Gefühlen kommt dann in mir auf: Von Bedauern bis Ärger ist alles dabei.
Bedauern, weil nie etwas in diese Richtung passieren wird.
Ärger, weil nie etwas in die Richtung passieren wird.
Denn nachdem ein wenig fantasiert wurde, kommen auch sofort die Argumente dagegen. Sie kommen nicht offensichtlich und eigentlich waren sie schon vorher da. Denn in den Unterhaltungen davor wurde klar, warum man es NIEMALS tun wird.
Die Liste der Gründe, warum du NIE „mal etwas ganz anderes tun wirst“, ist nicht lang. Sie ist nur stark. Sehr stark und kaum zu widerlegen. Wenn du es nicht willst. (Wenn du etwas ändern willst, dann hilft dir dabei mein 10 Schritte Plan)
Die Gründe haben mit Glauben und Angst zu tun.
1) An das System glauben
Wenn du (so brav wie ich) Abitur (Matura) gemacht hast, studiert hast und dich dann ins Hamsterrad begeben hast, dann ist das die Welt, die du kennst und wo du weißt, dass es Millionen andere auch so tun. Daher passt das schon. Das ist das System, wie wir leben und Geld verdienen:
- 38 Stunden Arbeit (+ ein paar Überstunden)
- Wochenende und Urlaub zum Ablenken und so tun, als sei alles fein
- Viel Pflicht, wenig Kür
Dass es einfacher gehen kann, glaubst du nicht. Dass es mit weniger Anstrengung (nicht mit weniger Arbeit) gehen kann, glaubst du nicht. Dass es etwas gibt, das nicht „normal“ angestellt oder „normal“ selbständig ist, glaubst du nicht.
Du glaubst an 5 Tage arbeiten gehen und 2 Tage Wochenende. Du glaubst an Urlaub, Rente, Zeitausgleich, Zwickeltage und so weiter.
Du glaubst nicht daran, dass man mit dem, was man gerne tut oder wofür man Begeisterung (emp)findet, auch gutes Geld verdienen kann. Und dadurch Energie, Glück und Lebensqualität gewinnt, anstatt diese im Meetingraum zu lassen.
2) An sich selbst nicht glauben
Wenn du so weit bist, dass du glaubst, dass es etwas gibt, das außerhalb des Hamsterrades zum Erfolg führen kann, dann greift das nächste Argument:
- Das mögen andere hinbekommen, aber nicht ich.
- Das kann nicht jeder.
- Dafür ist nicht jeder gemacht.
Ich stimme dir zu. Aber ich sage dir geradewegs ins Gesicht:
Wenn Menschen scheitern, dann nicht, weil sie etwas nicht gut genug können, sondern weil sie nicht genug an sich glauben.
Darüber könnte ich noch lange philosophieren. Aber diese Schalter können wir gemeinsam nicht von jetzt auf gleich umlegen. Was wir aber schon können, ist daran gemeinsam arbeiten. Und zwar regelmäßig und Schritt für Schritt.
Wenn du das möchtest und es ernst damit meinst, dann übernimmt genau diesen Job mein Newsletter für dich.
3) Angst, den Status zu verlieren
Wie oben in der Geschichte erwähnt, gibt es Verpflichtungen: Wohnungen oder Häuser wollen bezahlt, Urlaube gemacht, Schuhe gekauft und neue Alufelgen montiert werden. Und noch viele andere schöne Dinge des Lebens. Und oftmals werde hier keine Unterschiede gemacht zwischen den Dingen, die notwendig sind (Sorgen für die Familie z.B.), und Dingen, die nicht notwendig sind.
Es gibt einfach eine Pauschal-Angst, die suggeriert, dass alles den Bach runtergehen wird und man von heute auf morgen völlig verarmt dasteht und unter der Brücke schlafen muss, wenn man sich vom System Hamsterrad abwendet. Denn Angst zu generalisieren ist einfach.
Und man macht sich im Geiste eine Liste „all der schönen Dinge“, auf die man (eine Zeit lang) verzichten müsste, und winkt dann ab.
Aber nochmal geradeheraus:
„All die schönen Dinge“ übernehmen nur die Funktion, dich auf Zeit glücklich und zufrieden zu machen. Sobald du aber das tust, was du gerne tust, und davon lebst, braucht es dieses ganze Zeug nicht mehr.
Du brauchst keine Schlafmittel, wenn du gut schläfst, keine Kopfschmerztabletten, wenn du keine Kopfschmerzen hast, und auch keine „Ich muss mir jetzt mal was gönnen“-Aktionen, wenn du zufrieden bist.
4) Angst, was andere denken
Wenn Punkt 1-3 dich nicht so sonderlich hindern, dann greift Punkt 4. Denn die Blicke von Eltern, Partnern, Kollegen und Freunden zu ernten, wenn du sagst „Ich starte jetzt einen Blog und werde damit erfolgreich“, ist nicht lustig.
Ich weiß das aus eigener Erfahrung.
Du und Ich: Gemeinsam wird das was.
Ja, es gehört einiges dazu, das System hinter sich zu lassen. (Ich möchte betonen, dass du das nicht sofort musst und nicht alles sich um 180 Grad wenden muss und du alles sofort hinschmeißen musst). Aber auch wenn du die Schritt-für-Schritt meine “Nie wieder Montag”-Strategie wählst, dann braucht es Mumm, Begeisterung und ein Stück weit eine „Ich schere mich einen Dreck um das, was andere Leute denken“-Attitüde.
Vermutlich hast du das eine oder andere in diesen Worten entdeckt, das dir bekannt vorkommt. Und wenn es für dich noch nicht so weit ist, zu handeln, dann hier die gute Nachricht:
Ich bleibe dran. Wie ein Kaugummi, der an deiner Schuhsohle klebt. Genauso wie auf den Winter der Sommer kommt, kannst du dich darauf verlassen, dass ich nicht müde werde: Meine Aufgabe ist es, dir die 4 Punkte aus deiner Birne zu hämmern. Und das tue ich weiterhin. Ohne Unterlass. Wie ein Uhrwerk.
Und gemeinsam bekommen wir das auch hin!