Ist Freigiebigkeit gut oder schlecht? Warum alles seine Grenze haben sollte

Zuletzt aktualisiert am 25. Juli 2022 von Markus Cerenak

Du wirst wahrscheinlich, wie die meisten Menschen, auf deinem Lebensweg ein Credo mitbekommen haben – kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, Geben ist seliger denn Nehmen. Etwas in dieser Richtung. Auf jeden Fall ein Leitstrahl, der dir sagt, dass Freigiebigkeit für dich Vorteile hat, obwohl du etwas von dir weggeben musst. 

Heute werde ich dir zeigen, dass diese Regeln zwar grundsätzlich Sinn machen, sowohl von einem materiellen wie sozialen Standpunkt aus. Jedoch soll dir mein Artikel auch aufzeigen, dass (und warum) deine Freigiebigkeit scharfe Grenzen kennen sollte, egal wie der Gewinn dahinter auch aussieht.  

Freigiebigkeit sollte ihre Grenze haben – und du musst sie kennen

Fangen wir mit jener Freigiebigkeit an, die in den Sprüchen gemeint ist. Wenn du dir die Tatsache mal von einem ganz nüchternen Standpunkt aus ansiehst, sieht es beim Geben immer so aus:

Du gibst etwas von dir jemand anderem
ohne eine unmittelbare Gegenleistung zu bekommen

Und das ist (wie gesagt in Maßen) durchaus gut. Aus unterschiedlichen Gründen:

  • Es wirkt sich positiv auf deine Eigenwahrnehmung aus. Du siehst dich selbst in einem anderen Kontext, denkst uneigennütziger. Es ist gut für dein Selbstvertrauen und dämpft den kleinen Egoisten, der in jedem von uns steckt.
  • Du stehst bei demjenigen, dem du gegeben hast, besser dar. Deine Ansicht durch ihn verbessert sich.
  • Dritte bekommen vielleicht deine Freigiebigkeit mit, nehmen dich ebenfalls positiv(er) wahr (daher kommt auch der Spruch tue Gutes und rede darüber).

Dabei musst du auch bedenken, dass wir bei diesen drei Punkten sowohl von Vorteilen in einem moralischen Kontext sprechen wie von handfesten quid pro quo Vorteilen, die sich später vielfach auszahlen können. Und das oftmals sogar für ein und dieselbe freigiebige Handlung. 

Zu abstrakt? Dann stell dir mal vor, du hast ein kleines Startup mit wenig Geld. Aber du spendest beispielsweise in deinem Ort für ein Jugendprojekt, das sonst schließen müsste, 500 Euro. Den moralischen Vorteil hast du damit schon gewonnen. Aber hier kommt es: Die Leute sehen sowas und gehen dann eher zu demjenigen, der freigiebig ist, also profitiert dein Unternehmen tatsächlich davon, wenn es dadurch beispielsweise 2000 Euro Mehrumsatz hätte. 

Denk an den Satz oben „ohne unmittelbare Gegenleistung“. Freigiebigkeit ist in den seltensten Fällen eine Einbahnstraße, sie verlängert meist nur den Zeitfaktor, bis du etwas zurückbekommst. 

Denk das mal durch: Wenn du eine Firma hast und auf eine Messe fährst, solltest du nie ohne ein Sortiment an Giveaways dort anrücken. Es ist für dich zwar eine Ausgabe und die Goodies sind erst mal weg. Aber du kannst annehmen, dass ein guter Prozentsatz davon „zurückkehren“ wird – in Form von Kunden, die auch deshalb mit dir Geschäfte machen. 

Und es gilt auch im Privatbereich. Du leihst deinem Nachbarn drei Eier, hilfst der Familie gegenüber beim Einzug, mähst der Oma nebenan nach ihrer Hüft-OP den Rasen – was auch immer. Mit hoher Wahrscheinlichkeit bekommst du solche Taten irgendwann vergolten. Vielleicht nicht 1:1, aber eben vergolten. 

Freigiebigkeit
nattanan23 / Pixabay

Das Problem an der Sache

Aus rein philosophischer Sicht kann es gar keine schlechte Freigiebigkeit geben. Aber hier geht es ja um dich als Gesamtpaket. Als Mensch und Unternehmer mit begrenzter Zeit, mit ebenso begrenztem Budget.

Und da musst du einfach bedenken, dass jegliche Freigiebigkeit eine ziemlich vage Angelegenheit ist. Andersherum formuliert: Du kaufst ein Handtuch für sechs Euro und verkaufst es für zehn, dann weißt du, dass du auf jeden Fall vier Euro Gewinn machen wirst. 

Bei der Freigiebigkeit ist das jedoch so eine Sache, in der Werbung nennen sie das Streuverluste. Du gibst eine feste Größe – Geld, Arbeitsleistung, Lebenszeit… – was du jedoch wann in welcher Menge zurückbekommst, ist vollkommen unvorhersagbar. 

Das ist solange kein Problem, wie du diesen Verlust verkraften kannst oder der Gewinn sogar ein Vielfaches des Einsatzes beträgt. Doch es besteht bei jeder Freigiebigkeit ein großes Risiko:

Wenn Freigiebigkeit schlecht wird

Herbert Grönemeyer sang einst der Mensch ist Mensch. Weil er vergisst, weil er verdrängt. Passt auch in diesem Kontext. Denn „der Mensch“ ist, trotz manchmal aufkeimender Freigiebigkeit, in der meisten Zeit ein vergesslicher, egoistischer Charakter. 

Wenn du nun zu denjenigen gehörst, die immer geben, passiert etwas, das verblüffend dem Weg von einem glücklichen Angestellten zu einem echten Opfer von Burnout ähnelt:

Du gibst und gibst. Bekommst hier und da auch immer mal wieder was zurück, aber in der Summe ist es ein Verlustgeschäft. Dadurch jedoch, dass du als freigiebig bekannt bist, erzeugst du in den Köpfen der Menschen eine Erwartungshaltung. 

Ich denke dabei immer an den typischen Klischee-Nachbarn, der nie etwas im Haus hat und immer klingeln kommt. Hier eine Tasse Mehl, da ein Tetra Pak Milch, Eier, Grillkohlen, die Bohrmaschine.

Die wenigsten machen das mit böser Absicht. Sie machen es, weil wir alle im Grunde unseres Herzens egoistisch sind und uns nur eine lange kulturelle Entwicklung davon abhält, viel frecher zu nehmen. Bloß: Nicht jeder kann sich zurückhalten. Er wird immer wieder Freigiebigkeit (aus)nutzen. Vielleicht gibt er zwischendurch mal was zurück, aber auch hier bleibt es ein Verlustgeschäft für dich. 

Wenn du diesem Menschen dann irgendwann deine Freigiebigkeit entziehst, ist er eingeschnappt. Dann sind alle deine guten Taten vergessen und verdrängt und der Vorteil, den deine freigiebige Art dir einbringen sollte, wandelt sich ins Gegenteil, dann bist du plötzlich und unfairerweise der Geizhals. 

Zusammengefasst

Es ist vollkommen okay, wenn du freigiebig bist. Ganz besonders dort, wo echte Not herrscht und auch dort, wo es dir einen Vorteil verschafft. Freigiebigkeit ist das Gegenteil von Egoismus und wird dir im Leben (besonders im Geschäftsleben) vieles leichter machen. 

Aber: Niemals solltest du zulassen, dass man dich generell als freigiebig ansieht. Das sollte immer die Ausnahme sein. Sobald du als eine solche Person bekannt bist, werden immer Menschen kommen, die das schamlos ausnutzen. 

Mein Ansatz: Sei kalkuliert freigiebig. Schaue immer, ob es sich für dich wirklich und wenn ja in welcher Höhe auszahlen kann, so zu sein. Und scheue dich auch niemals, eine von anderen angebotene Freigiebigkeit anzunehmen (nicht „auszunutzen“). Eine Hand wäscht die andere. Das ist das Geheimnis.  

Lass es dir gut gehen!

Wie du von deinen Träumen profitieren kannst 1

P.S.: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Ehrlichkeit das Leben einfach macht.

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