Das passiert gar nicht so selten: Mitten im Alltag kommt dir ein genialer Einfall für eine Dienstleistung oder ein Produkt, das scheinbar exakt den Bedürfnissen einer modernen Gesellschaft entspricht. Doch um aus einer Idee ein profitables Business zu entwickeln, reicht der Geistesblitz allein nicht aus. Wer Geschäftsideen erfolgreich in die Tat umsetzen will, braucht dafür mehr Eigenschaften als Kreativität allein. Welche das sind, erfährst du hier.
„Den Rubikon überschreiten“: Was eine Idee von einem Business unterscheidet
„Man könnte doch …“, „Man müsste mal …“ – zwischen dem gedanklichen Ausschmücken von Luftschlössern und dem Aufbau eines Business-Modells in der Realität existiert eine psychologische Schwelle. Fachleute sprechen hier davon, „den Rubikon zu überschreiten“. Folgendes ist damit gemeint:
Was bedeutet es, „den Rubikon zu überschreiten“
Diese Formulierung stammt aus der römischen Antike. Der Rubikon war ein Fluss im Norden Italiens, der als Grenze zur Provinz Gallien fungierte. Dem mächtigen Statthalter Galliens war es per Gesetz verboten, mit seinen Truppen den Fluss zu überqueren. Tat er es trotzdem, galt diese Handlung automatisch als Kriegserklärung an den römischen Senat. Seit Cäsar im Jahre 49 v. Chr. mit seiner Überquerung des Rubikon einen römischen Bürgerkrieg auslöste, gilt dieser Schritt als Metapher für Entscheidungen und Aktionen, die unaufhaltbare Konsequenzen auslösen. Überschreitet jemand sprichwörtlich den Rubikon, befindet er sich an einem „point of no return“.
Der Rubikon in der Psychologie
Die Motivationspsychologen Peter M. Gollwitzer und Heinz Heckhausen entwickelten aus der Rubikon-Metapher ein Modell, das aufzeigt, wie Menschen von einer Idee zur konkreten Umsetzung kommen. Es teilt sich in vier Phasen:
- Abwägen (Motivation)
- Planen (Volition)
- Handeln (Volition)
- Bewerten (Motivation)
Hier liegt der psychologische „Rubikon“ genau zwischen dem ersten und dem zweiten Schritt. Denn in der Phase des Abwägens stehen dir noch viele Möglichkeiten offen. Du träumst eventuell vom Aufbau einer Selbstständigkeit oder visualisierst eine bahnbrechende Produktidee. Doch vor der konkreten Planung muss die Idee auf ihre Umsetzungsfähigkeit abgeklopft werden: Ist sie finanziell zu riskant? Ist der Arbeitsaufwand realistisch? Werden die Kompetenzen anderer Akteure zur Verwirklichung gebraucht und sind diese verfügbar?
In der Abwägungsphase passt sich eine vormals innovative Geschäftsidee unter Umständen bereits stark den geltenden Konventionen an. Doch falls das Konzept dann immer noch trägt, kannst du mit der konkreten Planung beginnen. In diesem Schritt überschreitest du die entscheidende psychologische Grenze, den „Rubikon“.
Planung ist die halbe Miete
Heckhausen und Gollwitzer sehen in der 2. Phase, der Planungsphase, den kritischen Schritt, weil die Entscheidung zu einem Ziel hier bereits getroffen ist. Nun geht es darum, die anstehenden Handlungen so zu konzipieren, dass sie einfach abgearbeitet werden können. Der Übergang von Phase 1 „Abwägung“ zur Phase 2 „Planung“ markiert dabei gleichzeitig den Übergang von der initialen Motivation zur Willenskraft (Volition).
Entscheidest du dich willentlich für ein Ziel, planst du die Aktionen konkret, um sie anschließend in die Tat umsetzen zu können (Phase 3: Handeln). Dabei gehst du automatisch Ablenkungen und kontraproduktiven Verhaltensweisen aus dem Weg. Erst die vierte Phase, Bewerten, hat wieder eine entscheidende Bedeutung für deine Motivation. Konntest du Erfolge verzeichnen, vergrößert sich diese. Fallen die Resultate dagegen unbefriedigend aus, heißt es, Durchhaltevermögen zu beweisen.


Keine Arbeit macht immer Spaß
Bahnbrechende Ideen, die in deiner Vorstellung schnell große Erfolge bringen, motivieren zuerst stark. Die erste Prüfung besteht dann in deiner Reaktion auf Ernüchterungen und Rückschläge. Denn genau hier zeigt sich, wer das Zeug dazu hat, große Ziele zu erreichen:
Große Errungenschaften erfordern noch größere Rückschläge
Beim Blick auf die einflussreichsten Erfindungen und Geschäftsideen der Moderne vergisst man schnell die Arbeit, die in ihnen steckt. Der Legende nach probierte Thomas Edison beispielsweise 9.500 verschiedene Glühfäden verschiedener Materialkombinationen aus, bis er denjenigen fand, der die Glühbirne dauerhaft zum Leuchten brachte.
Von ihm ist auch das Zitat überliefert: „Niemals aufgeben! Unsere größte Schwäche ist das Aufgeben. Der sicherste Weg zum Erfolg besteht darin, immer wieder einen neuen Versuch zu wagen.“ Gute Ideen haben schließlich viele Menschen, die wahre Leistung hinter einem Erfolg besteht allerdings häufig eher in der aufgebrachten Disziplin, dem Aushalten von Frustration und dem Suchen und Finden neuer Lösungsmöglichkeiten.
Als Unternehmer muss man lernen, Rückschläge wegzustecken und an Niederlagen zu wachsen. Diese Fähigkeit ist entscheidend und macht am Ende den Unterschied zu einer wirklich erfolgreichen Karriere. Die Autorin und Keynote-Speakerin Katja Porsch erzählt in einem Interview, wie sie diese Lektion in ihrem Leben gelernt hat und wie sie davon profitiert.
Lass bei Rückschlägen nicht deinen Instinkt regieren
Gerätst du über unternehmerische Niederlagen in Wut oder Angst, sprechen deine Instinkte aus dir. Die Amygdala, ein Teil unseres Gehirns, den wir z.B. mit einer Maus gemein haben, reagiert auf negative Einflüsse mit überwältigenden Fluchtreflexen. Das Resultat: Du fühlst dich tief frustriert und lässt deinen Plan fallen. Reagierst du auch nicht ganz so extrem, verführt dich deine Amygdala vielleicht sukzessive dazu, weniger Energie in die Arbeit zu stecken und stattdessen mehr Zeit auf dem Sofa mit zuckerreichen Seelentröstern zu verbringen.
Disziplin ist ein Muskel – trainiere ihn
Den einzigen Ausweg aus derartig instinktiven Stressreaktionen bietet unsere Disziplin. Sie ist laut Meinung von Psychologen trainierbar wie ein Muskel. Je öfter du dich darin übst, unangenehme Aufgaben zu bewältigen und deine Richtung infolge von Rückschlägen anzupassen, desto leichter fällt es dir in Zukunft. Durch ständige Wiederholung geht ein Verhalten vom Bewusstsein in den Bereich der Gewohnheiten über und lässt sich quasi automatisch abspulen. Dann kannst du auch Strategie-Anpassungen nicht als Niederlage, sondern als Routine begreifen. So wie Thomas Edison, der meinte:
„Ich habe nicht versagt. Ich habe nur 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“
Wie wichtig Disziplin in den verschiedensten Unternehmensbereichen und bei vielfältigen Aufgaben sein kann, zeigt sich am Beispiel des erfolgreichen Aktientraders Giovanni Cicivelli. Gerade in diesem nüchternen Metier ist es wichtig, sich nicht zu stark von emotionalen Entscheidungen leiten zu lassen. Disziplin hilft dann, auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Klare Ziele und deren Umsetzung
Dass der Schritt von der Planung in die Praxis zuweilen unüberwindbar scheint, liegt nicht selten daran, dass du deine Ziele nicht konstruktiv formuliert hast.
Ziele müssen bestimmten Kriterien entsprechen
Das Ziel, mit einem Businessmodell der Marktführer einer Branche zu werden, ist natürlich hoch ambitioniert und zu befürworten. Doch wenn du deine Ziele hochsteckst und in vage Worte kleidest, wird es dir schwer fallen, daraus einen konkreten Weg abzuleiten.
Erfolgsversprechend sind hingegen Nischen, auf die man sich spezialisiert. Im riesigen Feld des E-Commerce kann es sinnvoll sein, sich gezielt auf eine bestimmte Produktgruppe zu spezialisieren. Zusammen mit einem besonders umfangreichen Kundenservice und einem günstigen Preis kann dies bereits ein vorteilhaftes Alleinstellungsmerkmal sein. Ein Beispiel eines erfolgreichen Unternehmens zeigt, dass etwa im Bereich Software gerade mit einer intensiven Kundenbetreuung ein Punkt aufgegriffen wird, der bei den Verbrauchern sehr geschätzt wird. Durch die Zuspitzung der Unternehmensziele kann so ein erfolgreiches Konzept aufgestellt werden.
Hohe Ziele bedürfen demnach kleinerer Zwischenziele und konkreter Definitions-Kriterien. Viele Coaches greifen hier zum Modell „SMART zielen“, das folgende Merkmale eines wohlgeformten Ziels definiert:
- Spezifikation
- Messbarkeit
- Attraktivität
- Realitätsnähe
- Terminierung
In der Praxis bedeutet das: Dein Business-Ziel sollte mit konkreten Umsatz- und Gewinnzahlen arbeiten. Ist die Spanne zwischen angestrebtem Gewinn und Startpunkt sehr groß, solltest du finanzielle Zwischenziele abstecken und dir für ihr Erreichen feste Termine setzen. Durch bestimmte Messgrößen, sogenannte Key Performance Indikatoren, kannst du darüber hinaus deine Fortschritte in punkto Kontaktaufnahme, Kundenbindung und Marketing überwachen. Auch hier lassen sich Zwischenziele setzen. Die Attraktivität deines Ziels, dein „Warum“, solltest du allerdings bereits lange vor den ersten konkreten Schritten zum eigenen Business für dich definiert haben.
Der erste Schritt muss immer gangbar sein
Arbeitest du mit einer To-Do-Liste, müssen die Punkte darauf stets so formuliert sein, dass du sie sofort durchführen kannst. Auch wenn sie Bereiche betreffen, die du nicht selbst bearbeitest, sondern für die du Dienstleistungen oder Waren von Dritten einkaufen musst. Hier könnte ein erster Schritt sein, auf bekannten Plattformen nach Anbietern zu recherchieren und Angebote einzuholen. Ein konkret formulierter Schritt auf deiner To-Do-Liste hieße deshalb nicht „Dienstleistung X einkaufen“, sondern „Auf Plattform X die Anbieter für Dienstleistung X recherchieren und konkrete Angebote einholen“. Formulierst du deine Arbeitsschritte derart kleinteilig, dass sie keinen Interpretationsspielraum mehr lassen, baust du keine Blockaden auf.
Fazit: Ideen sind nur der erste Schritt
Träume sind Schäume. Das gilt leider auch für jedes Geschäftsmodell. Doch wenn du klug abwägst und bewusst planst, schaffst du die beste Basis, deine Ziele in die Tat umzusetzen. Währenddessen gilt die Devise: Erfolg basiert zu 99 Prozent auf harter Arbeit und Disziplin und zu einem Prozent auf Glücksfällen und „Talent“.