Sich selbst im Weg stehen und was du dagegen tun kannst

Zuletzt aktualisiert am 27. Januar 2022 von Markus Cerenak

Ich treffe mich in letzter Zeit überraschend oft selbst. Na, das ist mal eine schöne Einleitung zu einem Gastartikel. Gleich mal bei der Vorstellung auf eventuelle Schizophrenie hindeuten, kommt sicher gut. Aber ich meine das nicht im psychologisch fragwürdigen Sinn. Ich erkenne mich nur in letzter Zeit oft in Menschen, mit denen ich spreche, wieder. Woran das liegt? Die stehen sich genauso im Weg rum, wie ich es lange Zeit getan habe.

Als Markus nach einem Gastartikel auf seinem Blog gefragt hat, hab ich mich mal mit seinem Thema in meiner eigenen Realität genauer auseinandergesetzt. Dabei hab ich festgestellt: In dieser Welt von Markus, mit Hamsterrädern und Ausbruchsplänen aus selbigen, bin ich wahrscheinlich ein Extremfall. Ich war nämlich in der glücklichen Lage, meine wahre Leidenschaft schon als Kind sehr früh zu entdecken. Fotografie hat mich immer schon gefesselt, ich habe Fotoapparate schon als Kind geliebt. Himmel, wie viele Menschen sagen diesen Satz eigentlich jeden Tag.

Weil das Taschengeld nicht gereicht hat, habe ich ein viereckiges Loch in ein Stück Karton geschnitten und bin damit herumgelaufen und hab “Bilder gemacht”. Ohne sie zu speichern, einfach nur “fotografiert im Kopf”. Man sollte meinen, besser könnte es im Leben ja nicht laufen. Leidenschaft früh finden und auf geht’s. Aber ich hab es mir dann doch nicht so einfach erlaubt. 

sich selbst im Weg stehen - sich selbst erlauben

Warum erlauben wir uns nichts?

Früher hätte ich vielleicht sogar gesagt “Aber so einfach ist die Sache ja nicht”. Oder so. Aber die einzig richtige Formulierung kann eigentlich nur sein: “Ich hab’s mir nicht so einfach erlaubt”. Wenn man seine Leidenschaft kennt, aber ihr nicht zu 100 % folgt, dann kann jede Erklärung, warum daraus nichts geworden ist, aus heutiger Sicht für mich nur noch eine Ausrede sein. Eine von vielen, die ich selbst oft genug verwendet habe.

  • “So einfach ist das nicht”
  • “Na, da werden’s gerade auf dich schon gewartet haben”
  • “Na, wenn das so einfach wär, hätten’s andere wohl auch gemacht”

Mir würde glaube ich nach fast 40 Jahren auf dieser Welt ein halbes Buch mit Sprüchen wie diesen einfallen.

Warum genau geben wir uns ständig selbst Ohrfeigen? Mögen wir uns nicht?

Manchmal scheint es mir, die Autoren von “Die Matrix” haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Vielleicht kennst du die Stelle, wo einer der Agents Neo erklärt, warum es in der Matrix so zugeht. Mit Hunger, Krieg, Macht, Neid und allem Üblen, das es so gibt auf der Welt, wenn es doch ohnehin nur eine Matrix sei. Man könne den Menschen doch auch eine schöne Welt vorgaukeln.

Er erklärt, man habe ja versucht, der Menschheit in der Matrix ein perfektes Dasein zu bieten, aber das habe nicht funktioniert. Der Mensch würde zu unglücklich werden, wenn es ihm gut geht. 

Ich glaube nicht, dass wir so schnell rausfinden werden, woran es liegt, aber ganz offensichtlich erlauben wir uns einfach nicht gern, dass es uns gut geht. Wenn wir sehen, dass jemand anderes mit seiner Leidenschaft erfolgreich ist, damit seinen Lebensunterhalt verdient und somit von sich selbst behauptet, er geht nicht mehr arbeiten, weil er für das bezahlt wird, was er gern tut, dann sagen wir Dinge wie “Na, der hat ja Glück” oder “Na, das hätte ich auch gern”.

Wir tun fast so, als hätte dieser Jemand im Lotto gewonnen. Als hätte er dazu nichts beigetragen, die Sache nicht selbst in die Hand genommen, sondern irgendwer hätte ihm dieses unheimliche Glück zugeworfen. Einfach so. Weil wir uns nur so selbst vor dem alles verändernden Gedanken schützen können “Warum mache ich das eigentlich nicht?” Also eigentlich schützen wir uns vor der ehrlichen Antwort auf die Frage “Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum ich das nicht mache.”

wie du dir selbst im Weg stehst

Sich selbst im Weg stehen – Eine Anleitung

Ich bin jetzt seit sechs Jahren selbstständig. Davor hab ich vieles probiert, von einem Architekturbüro mit kompletter Ausbildung über Gastgewerbe bis 13 Jahre Radiomoderation war da fast alles dabei, was mich jemals interessiert hat. Keinen einzigen der Jobs, die ich gemacht hab, und auch keine Entscheidung, die ich unterwegs getroffen habe, hab ich jemals bereut. Das hat alles wirklich Spaß gemacht. Manches nicht, dann hab ich’s meistens aber auch nicht allzu lang gemacht.

Was aber trotzdem immer gefehlt hat, war dieses Gefühl, nicht zu “arbeiten”, sondern etwas zu tun, das ich sowieso den ganzen Tag tun möchte, auch wenn mich niemand dafür bezahlen würde. Und davon dann meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Wie habe ich es hinbekommen, dass ich erst in der ersten Hälfte meiner 30er diesen Schritt gemacht habe und nicht schon lang zuvor, wenn meine Leidenschaft doch eigentlich immer klar war?

Es sind ein paar entscheidende Punkte. Wenn du auch nur einen davon kennen solltest, bist du auf dem besten Weg, dir im Weg rumzustehen.

Sich selbst im Weg stehen – Strategie 1: Hör möglichst oft auf andere.

Besonders dann, wenn du erzählst, was du wirklich gern machen würdest. Es wird sich höchstwahrscheinlich mindestens ein Empfänger finden (vermutlich mehrere), die dir darauf Sachen sagen wie “Ja, aber was ist dann dein Plan B, wenn das nicht funktioniert?”. 

Oder “Puh, du traust dich was, also ich würde mich das nicht trauen”. 

Eine lange Liste erspar ich uns. Du weißt, worauf ich hinaus will. Wann auch immer du jemanden an dir zweifeln hörst, hör einfach auf ihn!

Sich selbst im Weg stehen – Strategie 2: Nimm dir unbedingt vor, in Zukunft etwas zu tun.

Am besten nach anderen, langfristigen Ereignissen. Also so etwas wie “Na, ein Jahr gebe ich mir hier noch, aber dann geh ich’s echt an”. Setz dir das Ziel, deine Leidenschaft anzugehen, keinesfalls in die nahe Zukunft, eher in die Ferne. Würdest du nämlich sagen “Morgen geh ich’s an”, würdest du riskieren, es wirklich zu tun.

Sich selbst im Weg stehen – Strategie 3: Relativiere dein Hamsterrad und vergleiche es oft mit noch schlimmeren.

Möglichst immer dann, wenn du gerade die Schnauze voll hast und dir denkst “So, echt, jetzt zieh ich’s durch, ich muss doch etwas machen, für das ich brenne”, dann schau dir die aktuelle Situation, aus der du ausbrechen möchtest, noch einmal genau an. Und sage dir dann am besten “Also es könnte wirklich schlimmer sein. Wenn ich mir da andere ansehe. Ich hab hier immerhin meine Sicherheit.” Oder so. Ah ja, da wären wir schon beim nächsten Punkt.

Sich selbst im Weg stehen – Strategie 4: Mach dir möglichst oft vor, es gäbe Sicherheit im Leben.

Wofür auch immer. Versicherungen werden dich dafür lieben. Aber in erster Linie mach dir vor, es gäbe Sicherheit im Job. Denke nie drüber nach, dass die einzige wirkliche Sicherheit, die du hast, deine Kündigungsfrist ist (und oft nichtmal die). Du könntest sonst Gefahr laufen, doch morgen loszulegen.

Sich selbst im Weg stehen – Strategie 5: Glaube nur ja nicht an dich selbst.

Wenn du anderen dabei zusiehst, wie sie ihre Leidenschaft leben und dabei voll aufgehen und auch noch Erfolg haben, dann sage dir möglichst oft, dass die einfach Glück hatten. Dass die einfach so auf die Welt gekommen sind. Dass die gar keinen harten Weg dahin hatten und sie das sicher nicht selbst erarbeitet haben. Bis du es glaubst.

Oder mach einfach genau das Gegenteil und hör morgen auf, dir im Weg zu stehen:

Sich selbst im Weg stehen - be nice to others

Do what you love and be nice to other people.

Ich habe keine Ahnung mehr, wo ich diesen Satz gelesen habe. Aber er ist in meinem Kopf geblieben, als hätte ihn da jemand hintätowiert. Der geht seither nicht mehr raus. Weil er gelinde gesagt “die Lösung” ist. Alles weitere geht wie von allein, wenn du diesen Satz lebst.

Ich habe mich wie gesagt vor sechs Jahren selbstständig gemacht. Als Fotograf und Filmemacher. Gleich zwei Branchen, in denen mir überwältigend viele Menschen prophezeit haben, dass man sich heutzutage damit nicht mehr erfolgreich ernähren kann. Ich will auch nicht behaupten, dass es immer ein leichter Weg war. Ich will dir nicht vorlügen, dass ich nicht einige Jahre wortwörtlich Tag und Nacht daran gearbeitet habe, davon leben zu können. Aber es hat sich immer weit weniger nach Arbeit angefühlt als noch so gemütliche Jobs davor, bei denen einfach nicht dieselbe Leidenschaft im Spiel war.

Ich betreibe mit Shootcamp.at ein Projekt, bei dem ich das Glück habe, unter anderem auch mit Markus zusammenzuarbeiten. Es ist ein Online-Kurs, der Fotobegeisterte (und die, die es noch werden wollen) dabei unterstützt, einfach besser zu fotografieren. Ohne das ganze Technik-Blabla. Einfach bessere Fotos machen. Und selbst wenn nicht schon die letzten sechs Jahre sehr lohnend gewesen wären, weil ich meine Leidenschaft lebe, allein dieses Projekt hätte mehr zurückgegeben, als ich je investiert habe.

Ich arbeite mit Menschen zusammen, die auf ihrem Gebiet genauso leidenschaftlich sind wie ich auf meinem. Diese Ergänzung macht enorm Spaß. Und ich habe am Feedback der Teilnehmer gesehen, wir haben hier etwas erschaffen, an dem Menschen wirklich Freude haben, etwas, das ihnen wirklich geholfen hat, ihre Leidenschaft zu leben und damit mehr Spaß zu haben.

Ich kann mir keinen besseren “Job” vorstellen. Und ich spreche, wie ich einleitend gesagt habe, in letzter Zeit oft mit mir selbst. In vielen Gesprächen mit Kursteilnehmern und jungen Fotografen, an denen ich wieder mal erkenne, dass wir alle uns immer mit denselben vermeintlichen Fragen und Problemen selbst im Weg rumstehen. Ist also nur menschlich, nicht weiter tragisch. Aber man kann auch einfach damit aufhören.

Die Lösung ist nämlich wirklich sehr einfach: Man muss sich nur dafür entscheiden.

Ein Gastartikel von Christian Anderl

Lass es dir gut gehen!

Wie du von deinen Träumen profitieren kannst 1

P.S.: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Ehrlichkeit das Leben einfach macht.

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